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15 Jahre Beast Wars – Ein Rückblick

Im Jahr 1995 waren die Transformers tot. Es gab keine Cartoonserie mehr und keine Comics. Der halbherzige Versuch der Marke mit der Generation 2 neues Leben einzuhauchen war sang- und klanglos gescheitert, die Kinder der 90er konnten mit der größtenteils aus Repaints bestehenden Reihe nichts anfangen. Das Konzept und die Charaktere sprachen niemanden mehr an. Hasbro schmiss frustriert das Handtuch und warf der gerade frisch aufgekauften Tochtergesellschaft Kenner die verwesenden Reste vor die Füße mit der einfachen Order: Macht was draus! Inwiefern die Hasbro Verantwortlichen wirklich glaubten, dass daraus noch was werden könnte, lässt sich heute wohl nicht mehr nachvollziehen.

Aber entgegen allen Erwartungen tat Kenner genau das: sie machten was draus. Und zwar indem sie das Konzept völlig neu erfanden. Fort waren die Autos, Jets und Alltagsgegenstände. Stattdessen wurden den seit Jurassic Park im Dino-Fieber befindlichen Kindern Roboter vorgesetzt, die sich in Tiere verwandeln konnten. Und was vielleicht noch viel wichtiger war: die Roboter durften auch mal anders sein.

Vorbei war die Zeit, wo alle Roboter ein mehr oder minder humanoides Gesicht im Helm hatten, die Beine in kantigen Stiefeln endeten und bis auf wenige Ausnahmen alle eine mehr oder minder humanoide Gestalt hatten. Die Beast Wars Roboter hatten Klauenhände und -füße, sie hatten asymmetrische Körper, ihre Gesichter wiesen breites Haifischgrinsen und Insektenaugen auf. Alle Waffen wurden in der Transformation vollständig in die Tierformen integriert, so dass die Teile nicht so einfach verloren gehen konnten. Dank Kugelgelenken waren die Roboter unglaublich beweglich und wenn beim Spielen mal ein Arm abgerissen wurde, kein Problem. Einfach wieder dran stecken.

Und endlich gab es auch neue Abenteuer der Transformer auf dem TV Bildschirm zu sehen. Mainframe Entertainment brachte eine der ersten vollständig computeranimierten Serien überhaupt auf den Markt, um die Spielzeugfiguren zu promoten. Die CGI Modelle hatten eine bisher noch nie dagewesene Ähnlichkeit zu ihren Spielzeugvorbildern, so dass Kinder die Abenteuer ihrer Helden nun fast 1:1 in ihren Zimmern nachstellen konnten.

Die Serie hatte den gleichen unschätzbaren Vorteil, den auch die Spielzeugfiguren hatten: es war ihr gestattet, anders zu sein. Larry DiTillo und Bob Forward wussten zu Beginn der Serie so gut wie nichts über die Transformers, aber sie wussten, wie man eine gute Story erzählt. Und das die hohen Produktionskosten und damaligen Beschränkungen in der Prozessorleistung einen nur relativ kleinen Cast an Charakteren zuließen, stellte sich im Nachhinein als Segen heraus.

Die G1 Serie begann mit einem Cast von über 30 Charakteren, der bis zum Ende der ersten Staffel auf über 40 anstieg und in der zweiten Staffel regelrecht explodierte. Kaum ein Charakter kam über den einen oder anderen markanten Spruch hinaus, ein paar Glückliche hatten eine Spotlight Episode aufzuweisen, aber das war’s. In Beast Wars wurde das alles anders. Die Zuschauer lernten die Charaktere kennen, durften ihre Stärken und Schwächen miterleben, und gewannen sie lieb. Anstatt dem perfekten, legendären G1 Anführer Optimus Prime bekamen wir den unerfahrenen Captain Optimus Primal, der gezwungen war seine Führungsqualitäten durch den Sprung ins kalte Wasser zu erlernen, aber an seinen Aufgaben wuchs. Und mit einem neuen Megatron erhielten wir einen Oberschurken, der nicht am Ende jeder Episode „Decepticons! Rückzug!“ rief, sondern immer noch ein Ass im Ärmel hatte und mehr als einmal den totalen Sieg nur um Haaresbreite verfehlte.

Die Fans der ursprünglichen Serie, die sich zu dieser Zeit gerade anfingen im Internet zu organisieren und auszutauschen, traten Beast Wars erst mit großer Skepsis gegenüber. Zu anders war das Konzept, zu weit vom Original entfernt. Der legendäre Spruch „Trukk, not Munkee!“ wurde geprägt, Optimus sollte kein Affe sonder ein LKW sein. Aber bis auf wenige Hardcore Fanatiker konnte Beast Wars im Laufe der Ausstrahlung den weitaus größten Teil der Fans für sich gewinnen. Auch dadurch, dass zum Ende der zweiten und in der dritten Staffel aktiv Fans mit ins Boot geholt wurden, um die Verflechtung der Story mit dem G1-Mythos voranzutreiben.

Kritiker sagten der Serie kein langes Leben voraus. Sie würde bald enden und dann vergessen werden. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus. Auch nach dem Ende der „Biest Ära“ im Jahr 2000 blieben die Beast Wars Charaktere beliebt. 2006 gab es ein Beast Wars Figurenset auf der Botcon. Die 2008er Universe Reihe brachte zahlreiche Beast Wars Charakte in neuen Formen zurück. In Animated traten neue Versionen von Rattrap, Waspinator, Black Arachnia und Cheetor auf, während der dortige Optimus Prime klare Züge von Optimus Primal aufweist. Selbst in der aktuellen Serie „Transformers: Prime“ ist mit Airachnid ein auf Beast Wars basierender Charakter mit im Boot. Das Vermächtnis der Beast Wars besteht bis heute weiter.

Ich persönlich bin ein Kind der 80er und für mich werden die „wahren“ Transformers immer diejenigen sein, die ich in den 80ern auf dem Bildschirm gesehen habe, die sich in Autos und Jets verwandeln und von Peter Cullen und Frank Welker in den Kampf geführt werden. Aber Beast Wars haben in meinen Teenie- und frühen Erwachsenenjahren mein Interesse an Transformers wiederbelebt. Und noch viel wichtiger: Sie haben gezeigt dass Transformers mehr ist, als nur ein One-Hit-Wonder. Ohne Beast Wars hätte es keine Unicron Trilogie gegeben, kein Animated und sicherlich auch keine Kinofilme. Ohne Beast Wars wäre Transformers in der selben Vergessenheit gelandet wie Gobots, Silverhawks, Bravestarr, Visionaries und zahlreiche andere 80er Jahre Cartoon-Spielzeug-Reihen, an die sich heute nur noch Alt-Fans in ihren 30ern erinnern.

Beast Wars hat gezeigt, dass man mit transformierenden Robotern nicht nur Spaß haben kann, sondern auch gute, dramatische und gleichzeitig humorvolle Stories erzählen kann. Und Beast Wars haben die Transformers gerettet. Dafür werde ich die Serie immer in guter Erinnerung behalten.