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Transformers Armada – Ein Rückblick

Nachdem kommerziellen Misserfolg von Beast Machines ging man bei Hasbro und Takara-Tomy zurück ans Reißbrett und überlegte sich, wie es mit den Transformers jetzt wohl weitergehen könnte. Beast Wars war 1996 ein Riesenrenner gewesen, aber fünf Jahre später war die Luft raus und es musste was Neues her. Um sich etwas Raum zu schaffen wurde schnell mal die in Japan erfolgreich gelaufene Serie Car Robots synchronisiert und samt Toys in der westlichen Welt unter dem Namen „Robots in Disguise“ veröffentlicht. Aber was danach?

Die Antwort: Transformers – Armada, in Japan unter dem Namen „Transformers Micron Densetsu” (übersetzt etwa: “Legend of the Microns!”) erhältlich. Man verabschiedete sich (größtenteils) wieder von den Tierformern und ging zu den Klassikern zurück, Transformers die zu Fahrzeugen wurden. Aber anders als bei Generation 2, wo man einfach das in der Vergangenheit erfolgreiche kopierte und sich dann wunderte, warum es nicht ankam, baute man hier neue Ideen ein. Stichwort: Minicons!

Kurzer Exkurs ins Jahr 1989, wo Hasbro uns mit den Micromasters überflutete, Transformer im Miniformat, die zu winzigkleinen Fahrzeugen wurden. Der Grund war damals, dass die Micro Machines aus dem Hause Galloop so ein Erfolg waren, allerdings konnte Hasbro hier nicht erfolgreich aufspringen. Spulen wir um 13 Jahre vor und was begeistert die Kids? Genau, Pokemon! Kleine Supertierchen mit Spezialfähigkeiten, die man alle sammeln und haben will. Das wäre doch was, was sich für Transformers umsetzen ließe, richtig?

Richtig! Geboren waren die Minicons, kleine Roboter in Micromaster-Größe, die aber dank 13 Jahren Fortschritt im Toy Design nicht nur deutlich beweglicher waren als ihre wenig beliebten Vorfahren, sondern auch mit den größeren Figuren interagieren konnten, indem sie bei ihnen Spezialfähigkeiten aktivierten, die ohne Minicons nicht funktionierten. Die Story dazu schrieb sich danach fast von selbst, sowohl Autobots als auch Decepticons brauchen die Minicons um stärker zu werden und damit den Krieg zu gewinnen. Der Rest war dann nur noch Detail.

Und anders als im Jahr 1989 war 2002 diesmal der Riecher auch richtig. Die Pokemon-Generation fand großen Gefallen an diesen neuen Transformers und innerhalb kürzester Zeit wurde die Nachfrage so groß, dass Hasbro mit der ersten Universe-Reihe sogar auf Repaints von früheren Figuren zurückgreifen musste (Beast Wars, Beast Machines, sogar G2 und späte G1 Figuren) um überhaupt nachzukommen und zum ersten mal seit den Tagen von G1 war auch das Merchandising wieder ein großes Thema. Von Bettwäsche über Partyteller bis zu Puzzles und Badeschaum gab es kaum was, wo nicht das TF: Armada Logo drauf gewesen wäre.

Die Minicons waren aber nicht die einzige Neuerung, die in die Armada Figuren einfloss. Das Design änderte sich gegenüber Beast Wars grundlegend. Die hohe Beweglichkeit durch Kugelgelenke wurde größtenteils geopfert, um mehr Platz für Elektronik und die von Minicons zu aktivierenden Gimmicks zu schaffen. Die Transformationen wurden deutlich einfacher. Die Ästhetik kehrte wieder zu den deutlich kantigeren Designs der Generation 1 zurück. Das Zielpublikum war ein gutes Stück jünger. Erst gegen Ende der Reihe wurden die Figuren wieder etwas komplexer, allen voran der überraschend auftretende Oberbösewicht: Unicron, den man durchaus als ein Dankeschön an die ältere Fan-Generation interpretieren kann, haben doch Fans seit 1986 gehofft endlich mal ein Toy zu diesem Charakter zu bekommen.

Natürlich gab es auch zu Armada einen Cartoon, der allerdings einen sehr schweren Start hatte. Grund war zum einen, dass die Serie komplett in Japan produziert wurde und speziell in der ersten Hälfte extrem langatmig und eintönig war (es wurde halt immer der Minicon der Woche gejagt). Zum anderen waren die Vorverkäufe der Armada Figuren so gut, dass man in Amerika den Cartoon um jeden Preis so früh wie möglich auf die Bildschirme kriegen wollte, und deshalb eine noch nicht fertig bearbeitete Version mit extrem hastig runter genudelter Synchronisation ausstrahlte. Das Ende von Armada, wo es um den Kampf gegen Unicron geht, zählt bei Fans mit zu dem besten, was je an Transformers über die Bildschirme flimmerte, aber so richtig erholt hat sich die Serie von ihrem extrem schleppenden Beginn leider nie.

Insgesamt gesehen stellt Armada nach Beast Wars die zweite große Neuerfindung der Transformers Marke dar und viele der in Armada erstmals gesehenen Konzepte (Minicons, Elektronik in allen größeren Figuren) sind heute Standard in so ziemlich jeder Transformers Reihe. Wenn auch Armada keine so drastische Veränderung darstellte wie Beast Wars, so sprechen die Zahlen doch für sich, denn Armada war nach der Generation 1 (die deutlich länger lief) die kommerziell erfolgreichste Transformers Reihe bisher und sollte erst 2007 von der ersten Movie Toyline übertroffen werden.

Armada war außerdem der Startschuss für die (im Nachhinein so betitelte) Unicron-Trilogie, die dann in Transformers: Energon ihre Fortsetzung finden sollte. Leider konnte Energon nicht mal annähernd an den Erfolg von Armada anknüpfen, aber dazu ein anderes mal mehr.