Frag den Boss: Was ist ein Headmaster?
Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an. Headmaster sind Transformers Figuren, deren Kopf man abnehmen und in eine kleine Extrafigur verwandeln kann. In den meisten Fällen kann diese dann irgendwo im Fahrzeugmodus des Transformers Platz nehmen und wenn ihr sie irgendwann mal verliert, nun ja, Pech. Jetzt ist euer Transformer kopflos.
Aber was ist ein Headmaster in der fiktiven Welt der Transformers? Nun, wie nur allzu oft bei solchen Themen, ist die Antwort davon abhängig, welchen Teil der inzwischen sehr, sehr großen Transformers Welt man betrachtet. Headmasters sind inzwischen in zahlreichen Inkarnationen der transformierenden Roboter aufgetaucht und in fast jeder Version mit einem anderen Background.
Gehen wir chronologisch vor, dann wäre da zuerst einmal der Generation 1 Cartoon von Sunbow. Hier tauchten die Headmasters erstmals im Dreiteiler „Die Wiedergeburt“ auf, dem Finale der Serie. Einer Idee von Spike Witwicky folgend taten sich ein paar Autobots mit den Rebellen von Nebulos zusammen, um gegen die Decepticons und die auf Nebulos herrschende Hive zu kämpfen. Die Köpfe der Autobots wurden abgenommen und in Cockpits bzw. Rüstungen für die Nebulonier umgebaut, während die nun kopflosen Roboter ihren Geist in sekundäre Systeme im Inneren des Körpers umleiteten. Das Resultat war somit ein Roboter mit zwei komplett separaten Individuen darin, die sich gegenseitig unterstützten und gemeinsam gegen die Decepticons kämpften (die diese Idee natürlich alsbald kopierten).
Ganz ähnlich war es in den Marvel Comics, auch hier verbanden sich eine Reihe von Autobots mit Einwohnern des Planeten Nebulos. Allerdings war es hier bei weitem nicht so einfach wie im Frühstücksfernsehen. Um sich mit den Autobots zu verbinden, mussten die Nebulonier tiefgreifende Operationen über sich ergehen lassen und wurden praktisch zu Cyberborgs. Und ging es anfangs einfach darum, dass die Nebulonier die kopflosen Autobots in den Kampf steuern konnten, zeigte sich doch schnell, dass die Persönlichkeiten von Roboter und Nebulonier miteinander zu verschmelzen begannen, bis es praktisch keine Trennung mehr zwischen den beiden gab. So wurde u.a. Scorponok von dem Edelmut von Lord Zarak übermannt und am Ende sogar zum Verbündeten von Optimus Prime gegen Unicron, während Fortress Maximus komplett in Spike Witwicky aufging und ohne ihn nur noch ein lebloser Haufen Schrott war.
Die meisten der Headmaster starben im Kampf gegen Unicron, weswegen in der Fortsetzung der Marvel Comics, Regeneration One, die Nebulonier versuchten, den auf Nebulos zurückgebliebenen ursprünglichen Köpfen der Autobots neue Körper zu bauen. Nach mehreren Fehlschlägen klappte das schließlich auch, dummerweise war auch Scorponok unter den Wiederbelebten und sorgte für Ärger, aber das ist dann eine andere Geschichte. Auf jeden Fall war es wohl so, dass zumindest ein Teil der ursprünglichen Persönlichkeiten der Headmaster in ihren originalen Köpfen zurückgeblieben war.
Einen ganz anderen Pfad schlug Takara in der nur in Japan erschienenen Headmasters Serie ein, die „Die Wiedergeburt“ ignorierte und ihre eigene G1 Fortsetzung darstellte. Hier waren die Headmaster kleine, menschengroße Cybertronier, die wegen dem Krieg von Cybertron auf den Planeten Master geflohen waren. Um mit den feindseligen Bedingungen ihrer neuen Heimat klarzukommen, bauten sie große, leblose Kampfmaschinen, sogenannte „Transectors“. Die Headmaster selber transformierten sich in Köpfe und verbanden sich so mit ihren neuen Körpern. In Japan also keine zwei Geister in einem Körper, ob separat oder verschmolzen, sondern einfach ein einzelner Transformer, der sich mit einem größeren Körper upgradet.
Auch in der Post-G1 Ära tauchten immer mal wieder Headmaster auf, so z.B. auch in Armada. Hier gab es zum einen Sideways, dessen zwei Mini-Cons jeweils zu einem Kopf für ihn werden konnten (und einen eigenen hatte er auch noch), sowie Overload, dessen Mini-Con Rollout zu seinem Kopf (und seiner Brust) wurde. Weder im Armada Cartoon noch in den Comics ging man allerdings groß darauf ein, was das genau bedeutete. Nur im Profil-Comic von Dreamwave gab es etwas Stoff dazu, nämlich dass Overload ohne Rollout einfach nur ein lebloser Android war (also quasi ein Takara-Headmaster), während Sideways durch seine unterschiedlichen Mini-Con Köpfe jeweils zum Guten oder zum Bösen beeinflusst wurde (was zu seiner Rolle als Agent Unicrons im Cartoon so gar nicht passte, aber was soll’s).
Den Headmaster aus Animated wollen wir nicht unerwähnt lassen, auch wenn er eigentlich recht wenig mit den anderen Inkarnationen des Konzepts zu tun hat. Henry Masterson war ein durchgeknallter menschlicher Wissenschaftler, dessen selbst entwickelter Kampfanzug sich in eine Kopf-Einheit verwandeln konnte. Schnell wurde mit einem Laser einem Transformer der Kopf abgeschnitten (u.a. Starscream und Bulkhead), so dass Masterson dann die Kontrolle über dessen Körper übernehmen konnte.
Schließlich fand das Headmaster Konzept noch Eingang in den frühen IDW Comics. Hier baute die Machination, eine von Scorponok geleitete Organisation, eine ganze Schwadron von Headmastern, basierend auf dem Design von Sunstreaker. Diese Headmaster waren ähnlich wie bei Takara G1 leblose Roboter, die von den menschlichen Piloten in ihren transformierbaren Köpfen gesteuert wurden. Allerdings wurde hier der Originalkopf von Sunstreaker quasi als Schaltzentrale benötigt. Als dieser nicht mehr da war, war es vorbei mit den Machination Headmastern. Ähnlich erging es Scorponok, der seinen eigenen beschädigten Kopf abschrauben ließ und sich stattdessen mit dem Menschen Abraham Dante verband. Auch hier war der Originalkopf wichtig für die Funktion des Headmaster und als Swoop ihn zerstörte, war Scorponok ausgeknockt. Er wurde danach von Ultra Magnus gefangen genommen und was aus Dante wurde? Keine Ahnung, darauf wurde nie wieder eingegangen.
Das Konzept der Headmaster wurde in der Spielzeugreihe Titans Return im großen Stil nochmal neu aufgerollt, wo praktisch sämtliche Deluxe- und Voyager-Klasse Figuren der Reihe abnehmbare Köpfe hatten, die sich in sogenannte Titan Master verwandeln konnten. Laut ihren Profiltexten verliehen diese Titan Master, die eigenständige Roboter waren, ihren größeren Gefährten besondere Extra-Fähigkeiten. In dem Titans Return Cartoon von Machinima wurde darauf allerdings nicht wirklich eingegangen. Lediglich in den IDW Comics tauchten die Titan Master kurzfristig auf, wo sie ebenfalls eigenständige Roboter waren, allerdings waren sie entweder mit leblosen Körpern verbunden (Sentinel Prime) oder übernahmen mit Gewalt die Körper anderer Transformer (Alpha Trion).
Ganz kurz tauchten bei den IDW Comics auch noch die “Ancient Headmasters” in einem Flashback auf. Sie kämpften im ersten Cybertronischen Bürgerkrieg für Nexus Prime und waren die Kombination eines normalgroßen Cybertroniers mit einem kleinen Beast-Former als Kopf. Galvatron betrachtete diese Fusion als Affront gegen die Natur und löschte höchstpersönlich alle dieser Headmaster aus, bevor er sich Nova Prime anschloss. Und am Schluss sei auch noch Cogman aus dem Film “The Last Knight” erwähnt, der als Headmaster bezeichnet wurde (und dessen Figur auch einer war), worauf im Film aber nicht weiter eingegangen wurde. Gerüchten zufolge war wohl geplant, dass er im Kampf gegen Nitro Zeus dessen Kopf abtrennen und dann dessen Körper übernehmen würde, aber sollte dann wohl doch nicht sein.
Wollt ihr die Headmaster also lieber als eine Fusion von zwei Individuen sehen oder doch als einen einzigen Roboter, der sich einen größeren Körper als Upgrade leistet? Vielleicht sogar als jemanden, der gewaltsam die Körper anderer Transformer übernimmt und ihnen die eigenen Köpfe dabei abtrennt? Könnt ihr alles haben, gab’s alles schon. Ursprünglich war das Konzept der Headmaster natürlich vor allem darauf angelegt, dass man als Kind in den 80ern das Gefühl bekommen sollte, selbst zum Teil eines Transformers werden zu können. Aber wenn es danach geht, dann würde ich persönlich lieber einen leblosen Transector steuern, als nach einer schmerzhaften Operation mit dem Geist einer außerirdischen Kampfmaschine zu verschmelzen. Persönliche Präferenz.
Bis zum nächsten Mal.