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Gedanken vom Boss: Adieu, Anleitung!

Für einen Transformers Sammler ist eine Anleitung so eine Sache. Bei den meisten Figuren braucht man sie vielleicht beim ersten Mal, vielleicht auch noch beim zweitem, aber irgendwann hat man den Dreh raus. Die Einen versuchen es ohnehin erstmal ohne Stützräder und gucken, wie weit sie kommen. Die Anderen breiten das bedruckte Papier direkt mal feinsäuberlich vor sich auf dem Tisch aus (oder einfach irgendwie auf dem Schoß) und befolgen die Instruktionen Schritt für Schritt.

Und wenn man dann irgendwann die Transformation seiner neuen Figuren drauf hat, dann wandert die Anleitung vielleicht zurück in die Verpackung, so man sie denn aufhebt. Oder in irgendeine Kiste oder einen Schnellhefter. Vielleicht ganz penibel in eine Klarsichthülle, möglicherweise alphabetisch sortiert, oder einfach irgendwo hingeworfen. Eventuell auch in den Müll. Danke, Anleitung. Du hast deinen Zweck erfüllt, jetzt komme ich alleine klar.

Aber seit neustem scheint es so zu sein, dass manche Hersteller transformierender Figuren es überhaupt nicht mehr für notwendig halten, sowas wie eine Anleitung überhaupt beizulegen. Da ist dann stattdessen irgendwo auf der Packung ein QR Code. Da richtet man dann brav sein Smartphone drauf und mit etwas Glück landet man dann bei Youtube und sieht ein Video, wo jemand (der vielleicht oder auch nicht für die Herstellerfirma arbeitet) die fragliche Figur transformiert. Vermutlich spricht er dabei Chinesisch oder wenn man Glück hat auch Englisch. Bonuspunkte gibt’s, wenn er frei sprechen kann und sein häufigstes Wort nicht „äääh“ (oder das Chinesische Äquivalent) ist. Möglicherweise sind ja auch Untertitel mit drin.

Nun will ich den Nutzen von Videos im Allgemeinen ja gar nicht abstreiten. Auch wenn ich persönlich überhaupt kein Fan von Video Reviews bin (habe ich vielleicht schon mal erwähnt, keine Ahnung), so gestehe ich doch ein, dass es manchmal seinen Daseinszweck hat, gerade wenn ein Transformationsschritt besonders knifflig ist und die bebilderte Anleitung vielleicht etwas körnig gedruckt ist. Aber eine Anleitung komplett durch ein Video ersetzen?

Also bei mir würde das dann etwa so ablaufen:

  • Wo ist denn der blöde QR Code? Wie? Gleich zwei? Okay, unter dem einen stehen nur chinesische Zeichen, nehme ich dann besser mal den anderen.
  • Okay, nur eine Playlist. Wo ist denn jetzt… ah, hier. Okay, los geht’s!
  • Grummel! Zwei Werbespots, je 20 Sekunden. Kein Überspring. Na toll!
  • Okay, jetzt aber. Gut, er labert. Er labert. Was redet der da eigentlich? Chinesisch? Mandarin?
  • Ah, jetzt geht’s los! Okay, Schritt 1.
  • Mist, Pause! Das geht mir zu schnell. Also wie nochmal…
  • Scheiß pausiertes Bild, warum ist die Fortschrittsleiste jetzt genau auf der Stelle, die ich sehen wollte?
  • Ok, weiter. Öh… so rum? Ach ne, so! Mist, jetzt bin ich statt auf Pause auf 10 Sekunden vorspringen gekommen. Zurück!
  • Ah, so also. Und jetzt…. Moment, nicht so schnell!
  • Scheiße, Handy ist umgefallen. Wo ist denn der blöde Halter?
  • Bild größer ziehen… nein, nicht Pause! Nur größer! GRÖSSER! Ich kann das auf dem Minibildschirm doch sonst nicht erkennen!
  • Mann, jetzt laber nicht, mach weiter!
  • Halt das Ding doch mal ruhig, du Honk!
  • Ok, das war die Vorderseite. Und jetzt… Mist! Da hab ich einen Schritt übersprungen. Zurück! 10 Sekunden? 30 Sekunden? Keine Ahnung. Zurück! ZURÜCK!!
  • Na toll, jetzt braucht das Handy auch noch Strom. Wo ist denn das blöde Mistkabel? Pause! PAUSE!!!
  • Das interessiert doch keinen, Mensch! Ich will sehen, wie der Arm transformiert!
  • Du blöder Wixxer, Du! Dafür kriegst Du noch Geld? Da mache ich ja mit meiner Polaroid bessere Videos!
  • Scheiß drauf, irgendwie passt’s schon!
  • Fertig! Okay, war doch gar nicht so schwer, oder?
  • Wie? Schon Zeit fürs Abendessen?

Persönlich habe ich zuhause eine große Pappkiste, wo alle meine Anleitungen reinwandern, und auch wenn ich die meisten davon seit dem Ersterwerb der Figur niemals wieder gebraucht habe, so bringe ich es doch nicht übers Herz, sie zu entsorgen. Nicht mal bei den Figuren, die ich vermutlich niemals wieder verkaufen werde. Denn irgendwie ist so eine Anleitung ja auch ein Teil des Transformers. Der fromme Versuch des Herstellers, den komplizierten Designprozess in Bildern darzustellen und dem Kunden nahe zu bringen.

Nennt mich altmodisch, aber mir ist eine gut gemachte Papieranleitung zehnmal lieber als irgend so ein Video, wo ein Honk wild mit den Händen fuchtelt und sich einen Wolf darüber labert, dass das Scharnier an der Hüfte sich sogar mehr als 90 Grad beugen kann. Aber vielleicht bin ich inzwischen auch einfach zu alt für den Scheiß!

Bis zum nächsten Mal,
euer Boss!