Gedanken vom Boss: 20 Jahre im Deutschen TF Fandom – Teil 1
Teil 1: Die Anfänge (2003 bis 2005)
Ach du schöne Kindeszeit
Als Jahrgang 1977 war ich während der 80er Jahre natürlich im perfekten Alter, um großer Fan von „The Transformers“ zu sein (von Generation 1 sprach damals noch keiner). Ich liebte die Figuren, zuerst noch unter dem Banner Diaclone, und dank dem Kabelfernsehen, sowie diverser Besuche in den USA, sah ich auch die ersten Episoden des Cartoons, lange bevor dieser je auf Deutsch synchronisiert wurde. Klar, viel verstanden habe ich nicht, aber das machte ja nix.
Aber irgendwann so Anfang der 90er Jahre kam dann diese dunkelste aller Phasen, die Pubertät. Dem Irrglauben unterliegend, dass ich unbedingt erwachsen werden müsste, und zwar schnell, trennte ich mich von vielen meiner Kindheits-Spielsachen. Bei den Transformers überlebten lediglich Fortress Maximus (ein Geschenk meiner Oma) und Generation 2 Dreadwing & Smokescreen, die ich aus nostalgischen Gründen bei einem Besuch in den USA mitgenommen hatte. Alles andere wurde auf dem Flohmarkt verhökert (Kinder, das ist sowas wie Ebay Kleinanzeigen, nur auf einem Parkplatz mit Buden und Marktschreiern), was ich bis zum heutigen Tag bereue.
Aber die Zeiten ändern sich ja bekannterweise. Und irgendwann tauchte ich dann als erwachsener Mann – also zumindest auf dem Papier erwachsen – in diese seltsamste aller Welten ein: das sogenannte Fandom!
Die Armada rückt an!
Spulen wir vor in das Jahr 2003. Hier war ich jetzt also, erwachsen, in einem Job mit ganz gutem Gehalt, und da passierten zwei sehr bedeutsame Sachen in diesem Jahr. Die mit Abstand bedeutendere war, dass ich meine zukünftige Frau kennenlernte, was tatsächlich mehr mit dem Thema dieser Artikelreihe zu tun hat, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die andere Sache war, dass ich in einem Kaufhaus (ich glaube es war Kaufhof) unterwegs war und dort zum ersten mal die Transformers: Armada Spielzeuge sah.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nichts von Armada gesehen oder gehört. Ich kannte nur G1 und G2, hatte ein paar Episoden Beast Wars gesehen, und Robots in Disguise (2001) war völlig an mir vorbei gegangen. Somit war ich fasziniert und konnte nicht umhin, tatsächlich zum ersten Mal seit meiner Kindheit wieder einen Transformer aus dem Regal zu nehmen. Armada Starscream zog bei mir ein, bezahlt vom eigenen Geld.
Und hier kommt jetzt wieder meine wunderbare, zu diesem Zeitpunkt noch zukünftige, Ehefrau ins Spiel. Es mag sich jetzt klischeehaft anhören, aber sie erweckte das Kind in mir wieder neu (und natürlich auch den Mann, aber das gehört nicht hierher). Da sie selber Spielzeug sammelte und auch selbst herstellte (Teddybären, um genau zu sein), hatte sie überhaupt kein Problem damit, mit einem Mann zusammen zu sein, der Kinderspielzeug sammelt. Im Gegenteil, sie ermutigte mich sogar. Als wir dann Anfang 2004 zusammenzogen, war eine der ersten Sachen, die wir in der gemeinsamen Wohnung machten, ein Billy Regal für meine Transformers aufzustellen. Ja, damals hatte eines noch gereicht. Lang ist’s her.
Die nächsten Monate geriet ich in einen regelrechten Rausch. Neben den im Handel erhältlichen Armada Figuren durchsuchte ich solche Plattformen wie eBay nach den Schätzen meiner Kindheit. Und auch wenn man es heute nicht mehr glauben kann, damals war das sogar noch recht einfach. Für relativ wenig Geld bekam man große Lots voller Figuren, die man kannte oder auch nicht. Hier erfuhr ich erstmals von solchen Dingen wie Beast Wars II, entdeckte Figuren wie G2 Laser Optimus Prime, und holte mir natürlich auch solche Schätze wie G1 Sky Lynx und Omega Supreme wieder nach Hause.
Die Entdeckungsreise geht weiter
Obwohl ich seit meinen frühesten Kindestagen begeisterter Comicleser war, so gingen doch anfangs die neuen Transformers Comics von Dreamwave (Start 2002) völlig an mir vorbei. Es war erst in 2004, dass ich die ersten Hefte davon in die Hände bekam und ich war sofort mitgerissen. Und ja, dass die Story hinter den schönen Zeichnungen eigentlich total hohl und schrottig war, fiel mir erst einige Jahre später wirklich auf. Ich schiebe es auf die nostalgische Freude daran.
Und endlich gab es auch Folgen von Armada zu sehen, zum Teil im deutschen Fernsehen, wo RTL2 ab Dezember 2003 die Serie ausstrahlte (zumindest die Folgen, die auch synchronisiert wurden) und was fehlte, holte man sich halt über andere Quellen, die ich jetzt hier nicht weiter erwähnen will. Die Älteren können sicher mit Begriffen wie Napster und BitTorrent noch was anfangen. Ebenso suchte ich mir erstmalig alle Folgen von Generation 1 und Beast Wars zusammen. Die Begeisterung nahm also kein Ende.
Und jetzt auch Online!
Der geneigte Leser möge mir verzeihen, dass ich bisher in diesem Artikel eigentlich nur von mir geredet habe, obwohl es ja eigentlich um den deutschen Transformers Fandom gehen soll. Ehrlicherweise muss man sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch keine Ahnung hatte, dass es sowas wie einen Fandom in Deutschland überhaupt gab. Erst als ich angefangen hatte, mich auch online mit dem Thema zu beschäftigen, wurde ich hier dann doch eines Besseren belehrt.
Eigentlich schon seit meinem ersten Internet-Anschluss im Jahre 1998 war ich großer Fan von Webdesign gewesen und hatte mir auch diverse eigene Homepages zusammengebastelt. Eigentlich für jeden Scheiß, der mir nur einfiel, von Fotos der Abschlussklasse über Fanfiction bis hin zu einer Karnevalsseite. Das war halt noch vor Facebook und Instagram. Wenn man also irgendwelche Fotos oder Texte mit der Welt teilen wollte, dann musste man sich das selbst zusammenbauen. Inklusive animierter GIFs, Flash-Animationen, Marquee-Bannern und allem, was damals halt dazugehörte.
Somit war natürlich klar, dass ich dann irgendwann auch anfing, Bilder von meinen Transformers Figuren ins Netz zu stellen. Am Anfang noch ganz simpel, schwarzer Hintergrund, ein paar Bilder untereinander, oben drüber der Name der Figur, fertig. Dann fing ich an, auch ein paar Worte zu der Figur zu schreiben. Erstmal nur auf Englisch, weil mir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst war, dass es auch sowas wie deutsche Transformers Fans im Netz gab.
Natürlich habe ich mich dann auch im Netz umgeguckt, was es da denn schon für Seiten zu dem Thema gab. Einige der Alteingesessenen gab’s natürlich damals schon, wie z.B. TFW2005.com, Seibertron.com, und TFArchive.com. Eine Seite, die es heute leider nicht mehr gibt, war TFKenkon.com, von der ich, wie ich unverblümt zugebe, die Idee geklaut habe, meine Galerien in Form einer großen Imagemap zu präsentieren. Ein paar Impressionen von dieser Seite findet ihr noch bei der Way Back Machine, wenn es euch interessiert. Ich hab’ sie damals immer sehr gerne besucht. Auf jeden Fall gab es also schon einen englischsprachigen Transformers Fandom, so viel war klar. Aber gab es auch was in deutsch?
Schließlich stolperte ich dann doch auch über eine deutsche Transformers Fan Seite. Der Name war TheTransformers.de, wo ich mich dann auch gleich einlebte. Natürlich war die Zahl der User sehr überschaubar, aber es gab Austausch zu Themen wie den Cartoons, zu den neusten Toys, und vielem weiteren. Eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.
Viele Dinge, die wir heute aber nur zu gut kennen, gab es damals tatsächlich noch nicht, zumindest nicht auf Deutsch. Allein das Thema Reviews / Rezensionen. Video-Reviews gab es ohnehin noch nicht (das war noch vor Youtube), aber auch Textreviews gab es zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur in Englisch. Hin und wieder hat mal jemand ein paar Zeilen geschrieben (“Diese Figur habe ich neu und sie ist geil, weil…”), aber mehr auch nicht. Ich kann jetzt nicht in irgendeiner Form belegen, dass ich tatsächlich der erste deutsche Transformers Reviewer war, aber ich war auf jeden Fall EINER der Ersten. Und natürlich teilte ich diese Reviews auch mit den paar deutschen TF Fans, die sich damals auf dieser Seite rumtrieben.
Irgendwie hat mich diese Seite – die inzwischen übrigens nicht mehr existiert – dann auch inspiriert, denn ich nutzte die gleiche PHP-Software, die für TheTransformers.de genommen wurde, um meine eigene Seite (bis dato alles handcodiertes HTML) dann mal etwas professioneller aufzuziehen. Und im Januar 2005 sicherte ich mir dann auch noch die passende URL dazu: Transformers-Universe.com. Tja, diese Seite gibt es natürlich bis heute.
Toys, Toys und noch mehr Toys
Wie schon oben erwähnt kaufte ich damals fast alles auf, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Die Energon Toys kamen dann auch raus und angesichts einer recht anständigen Bonuszahlung von meinem damaligen Arbeitgeber schlug ich dann auch bei Amazon.com kräftig zu. Tja, deutsche Online Stores suchte man damals noch ziemlich vergeblich und in den deutschen Geschäften gab es zwar mehr als heute, aber eben leider auch nicht alles.
Eine Beute, die mir bis heute in Erinnerung geblieben ist, ist Armada Unicron. Weniger wegen der Figur selbst, auch wenn die ziemlich genial ist (vor allem aus damaliger Sicht), sondern mehr deswegen, wie sie in meinen Besitz kam. Ich hatte sie auf Ebay.com gekauft und der Verkäufer war scheinbar mit internationalem Versand recht unerfahren, berechnete er mir doch lediglich 5 Dollar. Er stellte dann schnell fest, dass das nicht annähernd genug war, aber war so fair, mir seinen Fehler nicht in Rechnung zu stellen. Ein paar Wochen später war Unicron dann da, in einem Karton, dessen eine Seite fast komplett mit einzelnen Briefmarken beklebt war. Diesen Deckel habe ich noch heute.
Auch meine Begeisterung für Beast Wars wuchs zu dieser Zeit immer weiter, speziell da ich ein cooles Lot ergattern konnte, in dem sich praktisch die gesamte Staffel 2 Transmetal Riege wiederfand (Cheetor, Rattrap, Optimus Primal, Megatron, Terrorsaur, Rhinox). Und natürlich gab es noch eine weitere Figur, die hier Erwähnung finden muss: der allererste Masterpiece, extra zum 20. Jubiläum der Transformers erschienen: Masterpiece Optimus Prime (oder auch MP-01 Convoy). Was war das für ein geiles Gefühl damals, den erstmals in Händen zu halten. Unbeschreiblich.
Auch noch erwähnenswert: die Alternators. In einer Zeit, wo es sowas wie eine komplette Masterpiece Reihe noch nicht gab und die G1 Figuren nur in Form von Reissues der Originale existierten (von Classics oder Generations ahnte noch keiner was), waren diese Jungs im Maßstab 1:24 eine echte Offenbarung. Heute ist diese Toyline fast komplett aus dem kollektiven Bewusstsein des Fandoms verschwunden, aber damals? Da waren sie das Nonplusultra.
Insgesamt war das Angebot an Transformers sicherlich nicht annähernd so gigantisch, wie es das heute ist, aber für jemanden, der frisch ins Sammeln eingestiegen war, schien es unermesslich groß zu sein. Natürlich musste ich mich in viele Sachen auch erst noch einfinden, z.B. was jetzt genau der Unterschied zwischen Alternators und Binaltech war, wieso Energon in Japan Superlink hieß, dass Robots in Disguise Scourge nichts mit G1 Scourge zu tun hatte, und vieles weitere. Aber es hat Spaß gemacht, unglaublich viel Spaß.
Aber so wirklich in Wallung kam das Transformers-Fan-Sein hier in Deutschland erst so Ende 2005, Anfang 2006. Schon seit Anfang 2005 gab es Gerüchte, es könnte jetzt vielleicht, möglicherweise, eventuell sowas wie einen Transformers Kinofilm in Live-Action geben, aber aus Gerüchten wurden jetzt langsam harte Fakten. War es wirklich möglich? Würden wir unsere Lieblinge auf der großen Leinwand sehen? Dazu aber dann mehr in Teil 2.